„ROT und SCHWARZ“ die neuste Bilderserie von Flurin Isenring
Anlass zu dieser Bilderserie ist die Ausstellung „Rot und Schwarz“, eine
Gemeinschaftsausstellung zu diesem Thema von Toja und Flurin Isenring,
Mutter und Sohn, in der gallaria Cularta in Laax (CH) im Sommer 2019.
Auf die Anfrage, ob er zu diesen Farben Bilder malen könne, nimmt Flurin
Isenring im Winter 2018/19 die Herausforderung an.
Die Arbeit fordert die Reduktion auf die Hauptfarben Rot und Schwarz.
Dazu gesellt sich Weiss, denn ohne Weiss kein Rot und Schwarz. Mit den vier
Bildpaaren, den Diptychen, führt Flurin an das Zusammenspiel der drei Farben
heran: die beiden ersten Bildpaare sind spiegelbildlich angeordnet. Sie zeigen
rote und schwarze rechteckige Flächen, nebeneinander gesetzt im klassischen
Verhältnis 3:1:2, ergänzt durch eine kleinere weisse Fläche. Schwarz und Rot
vertauschen die Plätze. Die Wirkung ist ruhig, statisch, erinnert an konstruktive
Malerei. Bei Diptychon drei dringen schwarz-weisse und rot-weisse Farbkörper
aus ihrem eigenen Raum ein ins monochrome Feld der Gegenfarbe, und im
Letzten der Vier „erhebt sich“ elegant ein „Kopf im Profil“ aus dem roten Feld
hinein ins schwarze Feld. Durch die sparsam gesetzten weissen Flecken wirkt die
Form skulptural. Parallel dazu „senkt sich“ diese Figur gemessen aus der roten
Fläche zurück ins schwarze Feld, diesmal in „schwarz-weiss“ gemalt.
Die vier Diptychen wirken wie virtuose Fingerübungen zu dem, was nun folgt:
Wir stehen vor fünf grossformatigen Bildern, die alle keine Interpretationen mehr
zulassen. Es sind die ersten abstrakten Bilder überhaupt in Flurin Isenrings
Schaffen. Mit kraftvoll geführtem, breitem Pinsel legt er in grosszügigen
Bewegungen eine Farbschicht über die andere. Bewusst lässt er unterliegende
Farbschichten durchscheinen. So entstehen feine Nuancen. An den Rändern und
in Ecken treten die reinen Farben je wieder als Hauptakteure hervor. Jedes Bild
erhält seine unverkennbar eigene Gestalt unter dem immer gleich breiten
Pinselstrich, mit dem Flurin das Farbgewebe modelliert, Richtungen festlegt,
Fächer öffnet, Schichten gegeneinander absetzt. Das Bild ist fertig, wenn es
„funktionert“, wie Flurin sagt. Durch die Schichtung entstehen dem Auge
hintereinander liegende Räume. Wer in diese Räume eintritt, lüftet Farbschleier
um Farbschleier und vernimmt eine feine, kaum wahrnehmbare Musik.
Gekonnt legt der Maler Flurin Isenring mit seinem unverkennbaren Pinselstrich
Dynamik, Kraft, Transparenz, haptische Qualität und Zartheit auf die Leinwand,
mit modernen Mitteln, abstrakt, doch in der Art der alten Meister.
Beatrice Ruef, Juli 2019